Ach du liebes Bisschen, was wollte ich nicht alles! Bloggen, neue Themen, zweites Kapitel, huiuiui … stattdessen war ich einfach nur schwanger und hatte plötzlich keine Lust mehr auf gar nix. Ich bin immer noch schwanger und voll im Endspurt. Das Baby steht quasi schon an der Startlinie, kurz vor Anpfiff des Laufes. Lust hab ich immer noch auf ganz vieles nicht. Und da ich euch immer schon gesagt habe, ich bin nicht besonders diszipliniert – auch wenn ich über 30 Kilo abgenommen habe, auch wenn ich angefangen habe 5 x die Woche zu laufen, auch wenn ich meine Ernährung umgestellt habe … naja, da das eben so ist, hab ich vieles einfach nicht mehr gemacht, wozu ich keine Lust und keine Luft hatte.

Heute gibt es aber etwas, was ich gerne teilen möchte oder zumindest für meine Nachwelt (oder für mich selbst) aufschreiben möchte. Es geht um diesen einfachen Satz, den du oben in der Titelzeile liest.

Halte es für möglich

Was bedeutet das? Ich hatte vor kurzem mit meinem Freund ein Gespräch über Talente, Fähigkeiten und Möglichkeiten. Keineswegs im sportlichen Bereich, sondern im ganz anderen Themensektor. Aber das macht nix. Denn es läuft alles auf dasselbe hinaus: Begrenzungen.

Wo ziehen wir schon vorher den Zaun, bevor wir überhaupt wissen, wie groß unser Grundstück ist? Weil wir „vermuten“, dass es so sein könnte. Weil wir davon ausgehen, zu wissen, wie etwas ist. Weil wir es gar nicht erst versuchen. Weil es schon immer so war. Weil meine Mama das gesagt hat. Weil ich das als Kind schon nicht konnte. Weil ich schon dreimal gescheitert bin.

Als ich angefangen habe, zu laufen – mit 32 Jahren und knapp 100 Kilogramm auf der Waage hatte ich unfassbar demütigende Kindheitserinnerungen an den Schulsport, zig gescheiterte Diät-Versuche und hunderte Erfahrungen des Scheiterns im Gepäck.

Mein sportliches Grundstück war nicht mal so groß wie ein Schrebergärtchen. Wenn ich den Zaun gezogen hätte. Das habe ich aber nicht. Denn aus welchem Grund auch immer, ich hielt es eines Tages für möglich, dass alles anders sein könnte. Ich hielt es für möglich, dass ich in der Lage wäre, einen Marathon zu laufen. Ich wusste es nicht, aber ich hielt es für möglich. Und dieser Gedanke änderte alles. Er setzte alles in Bewegung. Er brachte mich in Bewegung.

Veränderte Startbedingungen

Ich weiß, dass das alles so leicht gesagt ist, wenn du schon jahrzehntelang trainierst, Dinge für unmöglich zu halten. Das tat ich auch – das tue ich noch. Wir sind ja sowas von geschickt darin! Und auch ich, die „es“ geschafft hat, darf jetzt wieder demütig an die Startlinie zurücktreten und herausfinden, ob ich das, was mir schon einmal gelungen ist, wieder schaffen kann. Ich habe jetzt völlig andere Startbedingungen als vor 6 Jahren.

Wenn ich bald wieder beginne, mir meine Turtle-Form zurück zu erobern, dann habe ich ein Baby, das mich braucht. Ich habe ein Unternehmen, das ich mir die letzten zwei Jahre aufgebaut habe, das viel Zeit erfordert. Ich habe finanzielle Verpflichtungen. Und nochmal von vorn: Ich habe dann ein Baby. Ich bin nicht mehr Nummer eins. Und mir ist sehr bewusst, dass es diesmal anders werden wird. Komplizierter? Umständlicher? Schwieriger? Keine Ahnung. Aber es wird anders. Und ich bin froh und dankbar darüber, dass ich diese Erfahrung machen darf. Vielleicht teile ich sie mit euch im Blog – wenn ich Lust dazu habe. Vielleicht auch nicht, das kann ich noch nicht sagen.

Aber eines bin ich mir sicher: Ich halte es für möglich, dass ich nächstes Jahr wieder an der Startlinie eines Laufes stehe. Vielleicht allein. Vielleicht mit Kinderwagen. Vielleicht mit Turtlerunnern. Vielleicht nur ich und der Wald. Das halte ich einfach für möglich. Ich halte es für möglich, dass ich nach und nach wieder gesünder koche, als es die letzten Wochen durch Müdigkeit, Erschöpfung und Co. der Fall ist. Ich halte es für möglich, dass ich mein Leben, meinen Job, meine Gesundheit und meine Familie vereinen kann. Ich mach mir da keinen Stress mit Zeitplan & Co.

Ich halte das einfach nur für möglich. Das ebnet mir den Weg zu allem anderen.

Womit fängst du heute an, es für möglich zu halten?

Wenn du übrigens gern mehr lesen möchtest: Auf Instagram bin ich zeitweise recht aktiv. Geht nicht nur um Essen oder Laufen, sondern um Leben und Arbeiten im Allgemeinen. Hier ein aktuelles Posting aus meiner 36. Schwangerschaftswoche (mal im Vergleich zum Titelbild, das aus meiner aktiven Trainingsphase stammt – inspiriert mich nach wie vor):

 

ENDSPURT. Wobei „Spurt“ nix damit zu tun hat. Wir schlendern langsamst in Richtung „Termin“. Auf den Bildern: der allseits beliebte „Busen-Bauch-Griff“, der kurzzeitig alles wieder an die richtige Stelle rückt. Sehr kurzzeitig. Frontalfotos, die einen spontan erschlanken lassen, was mir früher nie auffiel – aber da hatte ich auch noch keinen Kugelbauch 🤔 Dazu ein Stück Kuchen von letzter Woche, sozusagen ein #latercake und eine dazu passende Serviette von Frau Schwägerin @hatzi_11 Aktuell schwanke ich zwischen „juhu, ich bin so kreativ“ und „geh weg, ich will schlafen“. Dazu ein Wochenend-Kurs zur Vorbereitung auf die Geburt (als ob das funktionieren könnte). Jedenfalls haben wir uns gegenseitig die Hände massiert und überlegen, ob wir das Maniküre-Set mit in den Kreißsaal nehmen für die Wehenpausen zur entspannenden Zwischenbeschäftigung. Ok, tun wir nicht. So eine Nagelschere oder Feile könnte schließlich auch zweckentfremdet werden, falls es nicht ganz so harmonisch abläuft. Wer weiß das schon … ich mach jetzt mal Sonntag. 🤘🏽#hmmmm #ichwillkuchen #ssw36 #kugelbauch #wirdlangsamzeitdasswiederwaspassiert #kommraus #oderbleibdrin #kannmichnichtentscheiden #rippenboxerin #septemberbaby2018 #spaziergängle #vollaktiv #dauermüde #kurzetshirts #filzbötschle #pink #instamama #oderauchnicht #schubladenbefreit

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